Wirtschaft

aus WOSTOK SPEZIAL: Kasachstan - Staat im Zentrum Eurasiens
 
Der Massenmedienmarkt als Indikator der Demokratisierung [ Abstract ]
Die Tragödie des Aralsees - Lösungswege [ Abstract ]
Erdöl - Symbol der Unabhängigkeit und der Hoffnung [ Volltext ]
Staatliche Programme, um den Maschinenbau zu retten [ Abstract ]
Reform der Landwirtschaft noch nicht beendet [ Abstract ]
Wein aus Kasachstan - hat diese Branche Zukunft? [ Abstract ]

Der Massenmedienmarkt als Indikator der Demokratisierung
von
Anton Morosow, Experte im Zentrum für Außenpolitik und Analyse, Almaty


Regierungamtliche Zeitungen sind die "Kasachstanskaja Prwada" und die "Egemen Kasachstan"
 
Seit dem Zerfall der Sowjetunion und der Erlangung der Unabhängigkeit hat sich der Massenmedienmarkt in Kasachstan dynamisch entwikkelt. Mehr als 2000 Fernseh- und Rundfunksender sowie Printmedien wetteifern um Zuschauer, Zuhörer und Leser. Schon nach kürzester Zeit gab es allerdings auch Konzentrationsprozesse, und mächtige Medienholdings haben sich gebildet, die nun den Informationsbereich des Landes bestimmen. Der Staat hat sich aus der direkten Finanzierung der Massenmedien im Prinzip zurückgezogen. Zwar unterstützt er noch einige, aber dies geschieht per Ausschreibungen, bei denen sich die Medien um staatliche Aufträge zur Propagierung der Schwerpunkte der Politik in der Gesellschaft bewerben können.
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Die Tragödie des Aralsees - Lösungswege

von
Nikolai Larin, Experte im Zentrum für Außenpolitik und Analyse, Almaty


"Verzeih Aral!" steht auf dem Rumpf eines ehemaligen Bootes der Aral-Fischfangflotte, das heute nutzlos an Land liegt
 
Der Aralsee stirbt seit vierzig Jahren, seit nämlich in den 60er Jahren in den wasserarmen Republiken Usbekistan und Turkmenistan riesige Baumwollplantagen und in Kasachstan große Reisfelder angelegt wurden. Alle Kulturen müssen in der niederschlagsarmen Region künstlich bewässert werden. Für die Bewässerung wurde stets Wasser aus den großen Zuflüssen des Aralsees Amu Darja und Syr Darja abgeleitet. Das Austrocknen des großen Binnensees hat nicht nur dramatische Folgen für die Menschen, die Tier- und Pflanzenwelt der Region, sondern für die gesamte Welt. Nach Auffassung vieler Wissenschaftler gehen die zu beobachtenden Klimaveränderungen auch auf das Austrocknen des Klimareglers Aralsee zurück.
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Erdöl - Symbol der Unabhängigkeit und der Hoffnung

von
Leila Musarapowa, Expertin im Zentrum für Außenpolitik und Analyse, Almaty


Der wirtschaftliche Aufschwung in Kasachstan ist vornehmlich mit der aufstrebenden Erdöl- und Erdgasbranche verbunden. Der Öl- und Gassektor hat einen Anteil am Gesamtexport von dreißig Prozent, er sichert vierzig Prozent der Haushaltseinnahmen. Die Perspektiven der Branche werden allgemein als gut eingeschätzt, denn ihr Potential wird noch nicht vollständig ausgeschöpft. Eine gewisse Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung liegt darin, daß sich Kasachstan nur auf den Energieträgersektor ausrichtet und darüber die Entwicklung anderer Wirtschaftsbereiche vernachlässigt. Aus den Gewinnen der Erdöl- und Erdgasunternehmen fließen Mittel in einen Nationalfonds, der die Abhängigkeit des Landes von der Konjunktur auf den Weltmärkten mindern soll.

Seit zehn Jahren erschließt Kasachstan seine unermeßlichen Naturreichtümer, darunter die reichen Bestände an Kohlenwasserstoffen, als unabhängiger Staat. Kasachstanisches Erdöl ist zwar seit mehr als hundert Jahren bekannt, aber einen signifikanten Aufschwung in diesem Bereich gab es erst nach der Verkündung der staatlichen Unabhängigkeit der Republik. Präsident Nursultan Nasarbajew führte bei den Festlichkeiten anläßlich des hundertjährigen Bestehens der Erdöl- und Erdgasindustrie Kasachstans im September 1999 in Atyrau aus: "Erdöl wurde nicht nur eine wichtige Branche der einheimischen Industrie, sondern auch ein Symbol für die Unabhängigkeit des Staates, für die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Heute arbeitet das Erdöl Kasachstans für das kasachstanische Volk!"

In den vergangenen zehn Jahren verwandelte sich der Erdöl- und Erdgassektor in die führende Branche der kasachstanischen Wirtschaft. In diesen zehn Jahren vollzog sich in diesem Wirtschaftssektor ein tiefer Strukturwandel. Da die junge kasachstanische Volkswirtschaft die notwendigen finanziellen Mittel für die Erschließung der Kohlenwasserstofflager nicht zur Verfügung hatte, wurden für diese Branche riesige ausländische Investitionen angeworben. Ausländische Unternehmen investierten in der letzten Dekade in die Erdöl- und Erdgaserschließung und -förderung insgesamt mehr als 4,6 Milliarden Dollar. Aufgrund seiner reichen Öl- und Gasvorkommen in Verbindung mit einem relativ niedrigen Risiko politischer Instabilität ist Kasachstan unter den GUS-Staaten heute der größte Empfänger von Auslandskapital pro Kopf der Bevölkerung.

Nach Prognosen werden im Jahr 2001 in der Republik etwa vierzig Millionen Tonnen Erdöl und Erdölkondensat gefördert. Gegenwärtig trägt der Erdöl- und Erdgassektor zehn Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei, sichert dreißig Prozent der Exporte und mehr als vierzig Prozent der Haushaltseinnahmen des Staates. Vierzig Prozent aller getätigten Investitionen entfallen auf den Erdöl- und Erdgassektor.

Mit der Entdeckung riesiger Erdölvorkommen im kasachstanischen Sektor des Kaspischen Meeres wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen. Neben dem großen Vorkommen Kaschagan auf dem kasachstanischen Festlandssockel des Kaspischen Meeres wurden weitere 32 Vorkommen entdeckt, aus denen nach Schätzungen dreißig Milliarden Barrel Erdöl gefördert werden können. Die abbaubaren Bestände auf dem kasachstanischen Festlandssokkel können sich somit auf insgesamt etwa achtzig Milliarden Barrel belaufen. Nach Schätzungen wird die Erschließung der maritimen kaspischen Vorkommen die Erdölförderung in Kasachstan bis zum Jahr 2010 vervierfachen.

Die Produkte des Erdöl- und Erdgassektors werden heute in zahlreiche Länder des ganzen eurasischen Kontinents exportiert: Im Jahre 2000 hatte die Branche an den Gesamtexporten des Landes einen Anteil von etwa dreißig Prozent. Die Hauptabnehmer des kasachstanischen Erdöls, Erdgases und von petrochemischen Produkten sind Rußland, Großbritannien, die Ukraine, die Schweiz und Italien.

Gegenwärtig erreicht jedoch nur eine begrenzte Menge kasachstanischen Erdöls den Weltmarkt. Die objektiven Faktoren der Konjunktur des internationalen Ölmarktes unterwerfen das kasachstanische Erdöl auf dem Weltmarkt harten Rahmenbedingungen: Mit Blick auf die langfristige Dynamik des Energieverbrauchs in den wichtigsten Zentren der Weltwirtschaft haben die Erdölbestände auf dem Markt ihren Höhepunkt erreicht. Es gibt eine starke Konkurrenz vor allem seitens Rußlands und der Golfstaaten. Die Erschließung der kaspischen Erdölvorkommen ist im Zusammenhang mit dem Erdöltransport zu den wichtigsten Absatzmärkten und der unzulänglich entwickelten Infrastruktur der eigenen Erdölverarbeitung an die existierenden Pipelines, Häfen und Terminals angepaßt. Zudem wird die Erschließung der Erdölvorkommen des Kaspischen Meeres durch den ungeklärten Rechtsstatus des Meeres behindert. Die fünf Anrainerstaaten streiten nun bereits seit mehreren Jahren über dessen Status, wodurch zwar Erkundung und Erschließung der kaspischen Vorkommen nicht gestoppt sind, aber die umfassende Ausbeutung nicht erlaubt ist. Mit Rücksicht auf die komplizierten Förderbedingungen und die Tiefen der Erdöllager sowie die niedrige Qualität des Erdöls (hohe Aggressivität, Zähflüssigkeit und Schwefelgehalt) bedarf es letztendlich großer Investitionen und aufwendiger neuester Technologien.

Die Erdölprojekte, die im Lande realisiert werden, haben übrigens nicht nur wirtschaftliche Bedeutung. Die guten Perspektiven des Erdölsektors bestimmen auch die hohe Erwartungshaltung der Bevölkerung im sozialen Bereich. Im Jahr 2000 wurde ein Nationalfonds eingerichtet, der Finanzmittel für künftige Generationen akkumulieren sowie die Abhängigkeit des Landes von den ungünstigen äußeren Faktoren und der Preiskonjunktur auf dem Weltmarkt vermindern soll. Die Mittel werden von den großen kasachstanischen rohstoffspezialisierten Unternehmen, vor allem den Erdöl- und Erdgasgesellschaften, eingezahlt - bislang sind in diesem Fonds 1,2 Milliarden Dollar.

Kasachstan setzt auf lange Sicht auf die Erdölindustrie als Hauptquelle des Wirtschaftswachstums. Man geht davon aus, daß die Investitionen in den Erdöl- und Erdgassektor in den nächsten dreißig Jahren ein beachtliches Einkommen sichern werden, das die Ausgaben des Staatshaushalts in großen Teilen decken wird. Man muß allerdings verhindern, daß der Strom der Erdöldollar die Stimuli für die wirtschaftlichen Umgestaltungen abschwächt und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der nationalen Wirtschaft insgesamt vermindert.
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Staatliche Programme, um den Maschinenbau zu retten

von
Kanat Berentajew, Leiter der Abteilung für Wirtschaftssicherheit im Kasachstanischen Institut für Strategische Studien beim Präsidenten, Almaty


Der Maschinenbau in Kasachstan droht zu verschwinden. In den Jahren 1990 und 1991 gab es noch einmal eine gewisse Belebung, doch der Produktionsumfang insgesamt ist im Vergleich zu 1985 mittlerweile auf 18,9 Prozent gesunken. Von den 1990 noch 387200 Arbeitsplätzen sind heute noch 67000 erhalten. Die Gründe sind zum Teil hausgemacht - Investitionen wurden nicht getätigt und vor allem die Produkte, die zumeist noch aus Sowjetzeit stammen, nicht fort- beziehungsweise neuentwickelt. Im Ergebnis haben ausländische Erzeugnisse die einheimischen Produkte vom Markt verdrängt. Andererseits hat das Land einen wachsenden Bedarf an Maschinenbauprodukten und verfügt über Fachkräfte und Kapazitäten.
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Reform der Landwirtschaft noch nicht beendet

von
Kanat Berentajew, Leiter der Abteilung für Wirtschaftssicherheit im Kasachstanischen Institut für Strategische Studien beim Präsidenten, Almaty


Anfang der 90er Jahre war der Agrarindustriekomplex Kasachstans mit seinen mehr als 5000 Unternehmen und etwa 2,7 Millionen Arbeitskräften einer der größten in der ehemaligen UdSSR. Die Landwirtschaft hatte am Bruttoinlandsprodukt der Kasachischen SSR 1990 einen Anteil von 34 Prozent. So ist die Wiederbelebung der kasachstanischen Wirtschaft mit der der Landwirtschaft eng verbunden. Aber die klimatischen Bedingungen, die geringe Ertragsfähigkeit der Böden, die technologische Rückständigkeit des Maschinenparks und das Mißverhältnis von Tierbestand und Futterressourcen bieten keine optimalen Bedingungen für eine schnelle Entwicklung der Landwirtschaft. Erschwerend kommt hinzu, daß bereits in der Anfangsphase der Landwirtschaftsreform Fehler gemacht wurden. Formal wurde der Landwirtschaftssektor privatisiert, der gesetzliche Rahmen aber war nicht umfassend erarbeitet.
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Wein aus Kasachstan - hat diese Branche Zukunft?

von
Julia Semikana, Mitarbeiterin der Zeitschrift Kontinent, Almaty


Auch in Kasachstan wurde in der Sowjetzeit Wein angebaut, wenn auch natürlich nicht so viel wie in den traditionellen und alten Weinanbaugebieten in Georgien, Moldowa und auf der Krim. Auch in Kasachstan wurde die Weinherstellung mit der Antialkoholkampagne unter Gorbatschow zugrunde gerichtet, wobei allerdings nicht die Weinberge und -gärten selbst zerstört wurden. Heute rappeln sich die Weinkellereien langsam wieder hoch und versuchen, die Schwierigkeiten, die auch mit der Privatisierung verbunden waren, zu überwinden. Und einige schöne trockene einheimische Weine sind schon auf dem kasachstanischen Markt zu bekommen.
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