Länder und Leute
Alexander Lebed,
General a.D., ist nach einem längeren USA-Aufenthalt nach Krasnojarsk zurückgekehrt, um sich dort um das Amt des Gouverneurs zu bewerben. Bei seinen Wahlkampfauftritten betonte Lebed, insbesondere von texanischen Ölfirmen zuverlässige Investitionsgarantien für die Region erhalten zu haben. Lebed kündigte an, sich dafür einzusetzen, daß Krasnojarsk und Texas Partnerregionen werden.
Georgien will Weinfirmen zurück
Tbilissi will seinen Rechtsanspruch auf sieben Weinfirmen in Rußland durchsetzen. Die von Georgien für sich reklamierten Unternehmen befinden sich in Moskau, St. Petersburg, Rostow am Don, Samara, Wolgograd, Kislowodsk und Kasan. Zur juristischen Untermauerung seiner Forderung schickte Tbilissi Dokumente nach Moskau, aus denen hervorgeht, daß die beanspruchten Unternehmen in Georgien gegründet beziehungsweise wiederaufgebaut worden sind.
Journalistenwohnungen durchsucht
Vertreter der russischen Generalstaatsanwaltschaft haben in St. Petersburg die Wohnungen der Journalisten Ruslan Linkow und Ljubow Ambroninaja durchsucht. Die beiden Medienvertreter sind zugleich Mitarbeiter der Dumaabgeordneten Galina Starowoitowa und Juli Rybakow. Linkow geht davon aus, daß der ungebetene Besuch nach Dokumenten suchte, die über Aktivitäten des ehemaligen Vizepräsidenten Anatoli Tschubais und des der Korruption angeklagten ehemaligen Petersburger Bürgermeisters Anatoli Sobtschak Aufschluß geben sollte.
Literatur
Tatjana Kuschtewskaja: Ich lebte tausend Leben
Mit dem Buch "Ich lebte tausend Leben" legt die russische Dokumentarfilmerin, Journalistin und Literatin Tatjana Kuschtewskaja, die seit 1991 in Deutschland lebt, einen Reportagenband aus Rußland vor, der sich naturgemäß von entsprechenden "Werken" westlicher Kollegen unterscheiden muß. Der Blick auf Rußland und seine multinationale Bevölkerung ist ein anderer - russisch eben. Und es ist die Bereitschaft der Autorin, auch den einfachen Menschen, den an den Rand der Gesellschaft Gedrängten zuzuhören und immer wieder von ihnen zu lernen, was diese gesammelten "Reise- und Arbeitserlebnisse" so eindrucksvoll macht. Kuschtewskaja kennt keine thematischen Tabus. Insbesondere die Zeit der Perestroika-Jahre haben sie Themen wie Suizid bei Kindern erneut aufgreifen lassen, sie veranlaßt, ihren "sowjetischen" Themen unter neuen Aspekten zu folgen. So besucht sie beispielsweise alte Militärführungskader, die sie in einem Dokumentarfilm portraitiert hat. Häufig sind es Briefe einfacher, auch skurriler Menschen, die sie zu ihren Filmen "inspirierten" und sie veranlaßten, sich auf die Reise hin zum "Thema" zu machen - nach Jakutien, zu den Schamanen, in ein Arbeitslager, nach Kolyma. die Fähigkeit der Autorin, immer ihr Subjekt absolut in den Vordergrund zu stellen, machen diesen Band zu einer wahrhaft interessanten Lektüre.
Tatjana Kuschtewskaja, Ich lebte tausend Leben, edition cicero, 186 S., ca. DM 30,00
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