Wirtschaft

Den Westen rausgeworfen – Rußland getroffen [ Abstract ]
Das Banksystem in Rußland - seine Stärken, und seine Schwächen [ Abstract ]
Importe, Exporte und die Krise [ Abstract ]
Gasprom - Gewinner oder Verlierer? [ Abstract ]
Der Befehl zu überleben - nicht jeder schafft es [ Abstract ]

Den Westen rausgeworfen – Rußland getroffen
von
Wladimir Mischin, Experteninstitut, Moskau


Rußland soll Anfang 1998 gegenüber ausländischen Gläubigern mit 205 Milliarden Dollar verschuldet gewesen sein. Die erwarteten Verluste der westlichen Banken aus ihrem Engagement in Rußland belaufen sich auf eine ähnlich große Summe. Der Ton der Gläubigerstaaten gegenüber Rußland hat sich entsprechend verschärft.
Weniger kritisch geht man hingegen mit sich selbst um. Daß die Kredite, deren Verwendung vom IWF nicht kontrolliert wurde, dem Ausweichen vor Reformen und der Machtabsicherung Präsident Jelzins dienten, dämmert den Gläubigern nun langsam.

Auch die Banken, die insbesondere in die Staatlichen Kurzfristigen Obligationen und die Föderalen Anleihen investierten, rechnen mit Verlusten von bis zu 96 Prozent der investierten Summen. Möglicherweise wird der russische Staat mit einer Prozeßwelle überzogen, wenn er seinen Verpflichtungen gegenüber den ausländischen Investoren nicht nachkommt.


Das Banksystem in Rußland - seine Stärken, und seine Schwächen
von
von Andrej Prawdin,Experteninstitut, Moskau


Außer Frage steht, daß die Kirijenko-Regierung, die unpopuläre Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise eingeleitet hatte und weitere, insbesondere die Großbanken betreffende Maßnahmen einleiten wollte, nicht zuletzt aufgrund des immens großen politischen Einflusses der Bankenführungen gestürzt wurde.

Viele russische Banken stehen, nachdem sie sich in ihren Anleihenaktivitäten verspekuliert haben, vor einer Liquiditätskrise und können weder ihre Verbindlichkeiten gegenüber Auslandsbanken noch gegenüber ihren Privatkunden erfüllen.

Die Zentralbank versuchte sich im Alleingang in einer Schadensbegrenzung. Auf den Staat, der vollmundig Garantien für die Einlagen der Bürger versprach, scheint kein Verlaß zu sein. Weitere Bankenpleiten, gegebenenfalls auch Enteignungen und Rückführung der Banken unter staatliche Kontrolle, sind zu erwarten.


Importe, Exporte und die Krise
von
Alexander Denisow,Experteninstitut, Moskau


Die Einfuhr nach Rußland ist aufgrund der Krise bei allen Gütern mindestens um ein Drittel zurückgegangen. Gründe hierfür sind der schwankende Dollarkurs, die hohen Zölle, der Mangel an Geldmitteln der russischen Importeure und die politischen Risiken.

Die zusammenbrechenden Banken überweisen die Zollzahlungen für Importe nicht an die Zollbehörden weiter. So hat das Staatliche Zollkomitee Maßnahmen vorgeschlagen, um die Situation zu entschärfen.

Dazu gehören unter anderem die Aufhebung bestimmter Zölle, Barzahlung an der Grenze für Zollgebühren und die Möglichkeit, die Zölle stunden zu lassen. Die Energieträgerproduzenten leiden einerseits unter dem Preisverfall auf den Weltmärkten und dem Zusammenbruch des russischen Aktienmarktes, andererseits erzielen sie aus dem Kursturz des Rubels Gewinne.

Sie fordern Steuersenkungen, da sie nicht bereit sind, die russische Industrie allein durch ihre Steuerzahlungen zu alimentieren. Eine Konfrontation zwischen der Primakow-Regierung und den Öl- und Gasunternehmen zeichnet sich ab.


Gasprom - Gewinner oder Verlierer?
von
Dmitri Tulschinski, freier Journalist, Moskau


Viele erwarteten, daß der Gasmonopolist Gasprom der eigentliche Gewinner aus der russischen Krise im August und September sein werde. Mittel- und langfristig wird dies auch ohne Frage so sein, da sich der Gaskonzern aufgrund seines „Deals" mit der Macht politisch noch stärkeren Einfluß sichern könnte.

Der Deal umfaßt nicht nur den Umgang mit den inländischen Schuldnern und den eigenen Steuerschulden, sondern auch den mit den GUS-Schuldnern, insbesondere der Ukraine und Belarus. Derzeit hat Gasprom aufgrund der Krise allerdings große Probleme, und auf Kosten von Sozialplänen und der geplanten Anbindung weiterer städtischer und ländlicher Haushalte an das Gasnetz sollen nur noch größere Leitungsbauprojekte verwirklicht werden.

Nach dem Zusammenbruch des russischen Aktienmarktes und damit auch des Sturzes der Gaspromaktien versucht der Konzern, durch das Anheizen der Käufe den Preis seiner Aktien nach oben zu drücken, um bei eventuellen Verkäufen von Aktienpaketen einen besseren Preis zu erzielen.


Der Befehl zu überleben - nicht jeder schafft es
von
Anna Wostruchowa, Wirtschaftsexpertin am EPIzentrum, Moskau


Von der Krise in Rußland sind die Klein- und mittleren Unternehmen in besonderer Weise betroffen. Obwohl viele ihre Gelder verloren haben beziehungsweise diese eingefroren sind, müssen sie ihren Steuerverpflichtungen nachkommen.Bei der Preisbildung und der Kalkulation sind sie mit einem ständig wechselnden Dollarkurs konfrontiert.

Viele Unternehmen haben den Betrieb eingestellt: Entweder warten sie auf bessere Zeiten oder sie sind einfach bankrott. Die Bevölkerung ist in den ersten Tagen der Krise in Panikkäufe verfallen, so daß die Kaufkraft der Russen mittlerweile um zwei Drittel zurückgegangen ist.

Die russischen Privatunternehmer versuchen die Auswirkungen der Krise mit dem Abbau von Personal, Kürzung der Ausgaben und der Verschiebung oder Aufgabe von Projekten zu meistern.


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