Kultur

Gafur Kadyrow: Orientalische Impressionen


Die Seele eines Volkes liegt in seiner Musik und seinem Tanz





Gafur Kadyrow: Orientalische Impressionen

Britta Wollenweber


Ein Modernisierer ist der usbekische Maler Gafur Kadyrow nicht - eher bodenständig. Seine Gemälde sind seriös und solide gearbeitet, vielleicht sogar ein bißchen artig in den Ausdrucksmitteln. Lebensgefühle, Denk- und Wahrnehmungs- weisen fallen einem bei der Betrachtung seiner Arbeiten immer wieder ein.

Früher war er aggressiver - so zeigen ältere Arbeiten aus der Perestroikazeit, als habe er sich aus dem Korsett des SozRealismus befreien wollen.Dann ließ ihn die Unabhängigkeit Usbekistans "steckenbleiben" in seinem Drang nach Freiheit.

Nun sind sie gefällig und wollen gefallen, die kadyrowschen Bilder der Stimmungen. Kunst also, um das Leben zu verschönern, und nicht, um schwierige Menschheitsfragen in den Raum zu stellen und sich an ihnen abzuarbeiten.Das ist legitim, nur in der nahen Nachbarschaft zu suchen, was die usbekische Gesellschaft mit ihrer alten Geschichte an Höhen und Tiefen hergibt.


Es scheint, als habe er sich nun ein neues Korsett gegeben, als unterwerfe er sich den von Staats wegen neu formulierten ideologischen Prioritäten usbekischer Werte und der Geschichte. Lustvoll setzt er um , was er da so findet, aber es fehlt ein wenig an Ecken und Kanten. Dem Betrachter wird gleichsam die Möglichkeit genommen, sich mit den Themen auseinanderzusetzen, sie fordern nicht, über sie nachzudenken.

Aber auch ohne das Thema oder den Gehalt der fremden Kultur in Gänze fassen zu können, kann man sich vielmehr an einer gelungenen Komposition freuen, ein wenig Ruhe in der auf Harmonie bedachten Farbgebung finden, nicht zuletzt auch in den festgehaltenen Momenten von Leben, Glück, Trauer, ja Liebe.

Es ist die pure Ästhetik des Orients, die Kadyrow dem Betrachter bietet.Ästhetik verstanden, als eine Inhalt, Mittel und Gestalt umfassende Einheit.Und es sind die einfachen Wahrheiten, die formuliert werden, von der unvergänglichen Wiederkehr und dem Kreislauf des Lebens und der Natur, die das Verständnis so leicht machen.

Vielleicht ist es aber auch nur die Tatsache, daß Kadyrow nichts in seine Bilder drängt, was man nicht im Alltagsleben finden kann - Das kleine Mädchen, das Liebespaar, die Trauer einer Frau.






Die Seele eines Volkes liegt in seiner Musik und seinem Tanz

Britta Wollenweber


Sieht man einmal von den Negativmeldungen ab, die aus dem Kaukasus immer wieder zu hören sind, denken viele Menschen sicherlich beim Begriff Kaukasus an majestätische Berge, wilde unberührte Natur mit klaren Gebirgsseen und -bächen, an die Unzugänglichkeit von Regionen und vor allem auch an die Menschen, ein buntes Gemisch aus Hunderten Völkern, die auf einer kleinen Fläche eng zusammenleben.

Bei den Kaukasiern selbst heißt es, daß die Seele eines Volkes in seiner Musik, seinen Liedern und seinen Tänzen zum Ausdruck kommt. Tanz und Musik vermitteln Lebensgefühl, erzählen von Werten und Traditionen, den Sitten und Bräuchen und spiegeln das Geflecht sozialer Beziehungen innerhalb einer Gesellschaft wieder.


Nimmt man dann hinzu, was im positiven Sinne landläufig mit Kaukasiern verbunden wird - Stolz, Freiheitsstreben, Leidenschaftlichkeit, Ehrenhaftigkeit und Gastfreundschaft -, mag man sich ungefähr vorstellen können, was für einem musikalischen und tänzerischen Feuerwerk die Besucher der Aufführung des karbardino-balkarischen Tanz- und Gesangsensembles „Kawkas" unter künstlerischer Leitung von Igor Atabijew im Haus der Russischen Kultur und Wissenschaft in Berlin ausgesetzt waren - und sie genossen es sichtlich.

Eine fremde Welt entstand da auf der Bühne, in der das Messer und der Dolch ersichtlich keinen unwichtigen Platz einnehmen - ein Resultat des langen Kampfes der Kaukasier um Freiheit und Eigenständigkeit.Und dieser Kampf kommt in wild-wirbelnden Tänzen, begleitet von harten Trommelrhythmen, zum Ausdruck.Wie tief die Liebe der Menschen zum Leben selbst und zu ihrer Heimat tatsächlich ist, wird in wunderbar anmutigen Tänzen, die die nationalen Feste, das Leben in der Gemeinschaft oder die Ernte zum Inhalt haben, vermittelt.

In kurzen szenischen Darbietungen erfährt man etwas über das Verhältnis von Mann und Frau, das von Verehrung und Respekt geprägt ist.
Tiefe Naturverbundenheit klingt in beinahe melancholisch stimmenden Musikeinlagen an, und Lebensfreude sondergleichen wird anhand einer Trommeleinlage demonstriert. Auf diese Weise ist es so einfach, etwas über das kulturelle Erbe, das bis in die Gegenwart das Leben der Karbardino-Balkaren bestimmt, zu erfahren und vielleicht größeres Verständnis für eine fremde Kultur zu entwickeln.


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