Wirtschaft

Nowy Swet - die Sektkellerei Nr. 1 [ Abstract ]
Odessa - "Ein neues Antlitz gewinnend..." [ Abstract ]
Pullmanns Kummer - Konkurrenz für Krimskoye [ Volltext ]

Nowy Swet - die Sektkellerei Nr. 1
von
Britta Wollenweber, Berlin


Nowy Swet ist die erste Sektkellerei der Krim, der Ruf der aus der alten Golizyn-Kellerei stammende Sekte ist weit über die Grenzen der GUS bekannt. Nach traditionellem Flaschengärungsverfahren wird hier roter und weißer Sekt gekeltert: Brut, Trocken, Halbtrocken, Süß. Das Unternehmen lebt nicht nur vom guten alten Namen, sondern vor allem von der hochmotivierten Belegschaft.
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Odessa - "Ein neues Antlitz gewinnend..."

von
Igor Studennikow, Exekutivdirektor des regionalen Forschungszentrums, Odessa


Seit der Unabhängigkeit der Ukraine gewinnt Odessa aufgrund seiner Küsten- und Grenulage wieder an Bedeutung
 
Seeregion ebenso wie reiche Agrarregion, Spenderregion für den ukrainischen Haushalt und flächenmäßig das größte Gebiet der Ukraine mit 2,6 Millionen Einwohnern: Stadt und Gebiet Odessa haben sehr gute Voraussetzungen, sich trotz des Zusammenbruchs der Märkte nach dem Zerfall der UdSSR wirtschaftlich schnell zu entwickeln und sich in diesem Prozeß ein neues Antlitz zu geben oder aber das alte wiederherzustellen.
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Pullmanns Kummer - Konkurrenz für Krimskoye

von
Mareile Ahrndt, Osteuropajournalistin, München


Durststrecke. Haben diese Fahrer nicht vor sich. Allerdings müssen Cola und Wasser genügen. Denn die Flaschen, die hinten im Lkw scheppern, sollen vollzählig ankommen. Durch die Ukraine, durch Polen, durch Deutschland und bis ans Ziel: Jülich. "Früher, ja früher", sagt Fritz Pullmann, "da gab es Verläßlichkeit. Da war Krimsekt drin, wo Krimsekt draufstand." Pullmann arbeitet seit langem für Simex und ist Mitglied der Geschäftsleitung. Und Simex ist der Importeur für Krimsekt. Noch immer - trotz der Konkurrenz. "Die nennen ihre Sektsorten ,Ukrainskoje' und ,Sowjetskoje' und schreiben klein ,Krimsekt' darüber. Aber wer weiß schon, woher das stammt?" Pullmanns Kummer läßt sich auch in Zahlen ausdrücken: Simex hat im letzten Jahr 1,5 Millionen Flaschen Krimsekt verkauft, davon 600000 Flaschen Weißen und 900000 Flaschen Roten. 1989 waren es noch 2,3 Millionen Flaschen. Dreißig Prozent Umsatzeinbußen. Und Pullmanns Kummer läßt sich auch in Preisen ausdrücken. Schon für zehn DM gibt es die Konkurrenzflasche, zwanzig DM kostet der Krimskoye.

Den Namen immerhin konnte Simex keiner streitig machen, er ist geschützt. Doch was nützt das, wenn der Kunde vor dem Regal steht, sich für den Krimsekt entscheidet, der billig ist und auch so schmeckt? Und beim nächsten Mal keinen Krimsekt mehr nimmt, weil er ja nicht schmeckt? Da reiben sich die Leute von anderen Edelsektfirmen die Hände. "Champagner verkaufen heißt auch Krimskoye verkaufen" - das ist kein Gesetz der gehobenen Gastronomie mehr. Imageverlust: Feinkost Käfer etwa hat Krimskoye nicht mehr im Sortiment, gibt es nur auf Sonderbestellung.

Warum zieht Simex nicht vor Gericht und stellt klar, daß nur Krimskoye aus Reben von der Krim hergestellt wird? Wenn es nun mal die Wahrheit ist! Pullmann winkt ab. "Die Beweisführung ist schwer. Da müßten wir Zeugen auftreiben." Und auch das würde nicht viel nützen. Der Herkunftsbegriff Krim ist dehnbar - die Reben müssen nicht unbedingt direkt auf der Krim von der Sonne beschienen werden; darauf hat sich niemand festgelegt. Gar nicht so weit entfernt, in Moldowa, gedeihen sie unter vergleichbaren Bedingungen. "Man kann allerdings das Wasser im Wein, auch jenes, das der Weinstock selbst abgibt, geographisch zuordnen", sagt Hilmar Förstel vom Kernforschungszentrum, ebenfalls in Jülich. Um sicher zu sein, daß ihm keine falschen Proben untergejubelt werden, fährt Förstel bisweilen selbst in die Anbaugebiete, um die Trauben eigenhändig zu pflücken. Für Krimsekt hat er dafür bislang keinen Auftrag erhalten. Staatlicherseits gibt es keine Bedenken: Die eingeführten Flaschen entsprechen den EU-Vorschriften. Solange der Sekt nicht ungenießbar ist, interessiert die Qualität nur den Käufer.

In der Ukraine weiß man von diesen Sorgen nichts. Dort heißt Sekt nicht Krimsekt, sondern Schampanskoje plus Name der Kelterei. Was letztlich wer auf die Flasche druckt, ist egal. Doch schlechte Erfahrungen hat Simex mit den russischen und ukrainischen Geschäftspartnern nicht gemacht. Das ist etwas für Nachwende-Goldgräber. Simex hat drei Jahrzehnte Sowjetgeschäft auf dem Buckel.1962 unterschrieben die Gründer den Vertrag: 200000 Flaschen durften zunächst exportiert werden. Die Rheinländer haben sich ganz auf diese Zusammenarbeit konzentriert. Freundschaftlich sei der Umgang miteinander. Erweiterung der Warenpalette und des Vertriebs von Wodka und Krimsekt in mehrere europäische Staaten. In den 90ern hat sich nicht viel geändert. Wozu Aufruhr, wozu Trübungen? Nur Krimwein Rubin, den bekommt Simex nicht mehr - er versickert irgendwo. Aber das ist ja sowieso das Schicksal jeden Alkohols.
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